Was ist Enterprise Architektur?
Enterprise Architektur Management bezeichnet die Prozesse und Methoden zum Management der Enterprise Architektur (auch: Enterprise Architecture, IT Enterprise Architecture, Unternehmensarchitektur, IT Unternehmensarchitektur, EA). Die Enterprise Architektur selbst ist eine Architektur für ein gesamtes Unternehmen und beschreibt im Wesentlichen die großen IT-Strukturen und das Zusammenspiel von Daten, Prozessen und IT im Unternehmen.
Die Enterprise Architektur spielt eine wesentliche Rolle als Mittler zwischen der Business- und der IT-Welt und ist dabei entweder vom Business getrieben (Business Driven) oder - im Zeitalter der Digitalisierung - selbst der Business Driver.
Dimensionen der Enterprise Architektur
Die Dimensionen der Enterprise Architektur können in einem Würfel dargestellt werden. Sie umfassen 4 verschiedene Ebenen und auf jeder Ebene jeweils 2 Blickwinkel und 2 Perspektiven. Im Folgenden werden diese Dimensionen näher beschrieben.
Ebenen der Enterprise Architektur
In der Enterprise Architektur helfen verschiedene Ebenen, die komplexe Struktur eines Unternehmens übersichtlich darzustellen und zu verwalten. Sie bilden unterschiedliche Sichten ab, die betriebswirtschaftliche und technische Aspekte eines Unternehmens repräsentieren. Im Wesentlichen werden folgende Ebenen unterschieden:
Business Ebene
Diese Ebene befasst sich mit den geschäftlichen Aspekten der Organisation. Dazu gehören mindestens die Geschäftsfähigkeiten, die Geschäftsprozesse und die IT-Produkte. Im weiteren Sinne gehören auch die Geschäftsziele und die Organisationsstrukturen zu dieser Ebene. Die Business Ebene definiert, was das Unternehmen erreichen will und welche Prozesse und Strukturen notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen. Sie bildet die Grundlage für Entscheidungen und Planungen in den anderen Ebenen der Unternehmensarchitektur. Um die Elemente auf der Business Ebene besser zu strukturieren und eine Vogelperspektive herzustellen, können Domänen verwendet werden.
Anwendungsebene
Auf der Anwendungsebene werden die Anwendungen und Systeme betrachtet, die benötigt werden, um die Geschäftsprozesse abzubilden und Daten zu verarbeiten. Auf dieser Ebene findet die Auswahl, das Design und die Konfiguration von Softwarelösungen statt, die die Geschäftsfähigkeiten unterstützen und die Geschäftsprozesse ermöglichen. Sie bildet die Schnittstelle zwischen den Geschäftsprozessen und der Technologie und sorgt dafür, dass die IT-Systeme effektiv zur Erfüllung der Geschäftsbedürfnisse beitragen. Die Anwendungen können zusammen mit den Datenobjekten auf der Datenebene in Sektoren eingeteilt werden um mehr Übersicht durch eine Vogelperspektive zu schaffen.
Datenebene
Die Datenebene konzentriert sich auf das Management und die Organisation der Daten, die im Unternehmen erzeugt, gespeichert, verwaltet und genutzt werden. Diese Daten werden als Datenobjekte repräsentiert, deren Fluss in Integrationsarchitekturen abgebildet wird. Ziel ist es, die Verfügbarkeit, Integrität und Sicherheit der Daten zu gewährleisten, um die Geschäftsprozesse optimal zu unterstützen.
Technologieebene
Diese Ebene betrachtet die technologische Infrastruktur des Unternehmens auf der Abstraktionsebene der IT-Komponenten und IT-Plattformen, einschließlich Hardware, Netzwerke, Betriebssysteme, Middleware usw. Sie stellt die physische und technische Grundlage zur Verfügung, auf der Anwendungen aufgebaut und betrieben werden. Sie umfasst die Planung, den Betrieb und die Wartung der IT-Infrastruktur, um eine zuverlässige, skalierbare und sichere technologische Umgebung zu schaffen.
Blickwinkel
Der Name Enterprise Architektur deutet bereits an, dass das Ziel dieser Architektur in erster Linie das Unternehmen selbst ist. Bei aller Selbstbetrachtung darf jedoch der Kunde des Unternehmens - der Grund, warum es überhaupt existiert - nicht außer Acht gelassen werden. Auch wenn die Kunden nicht bei jeder einzelnen Entscheidung in der Unternehmensarchitektur eine Rolle spielen, dürfen sie dennoch nicht aus den Augen verloren werden. Ein praktisches Beispiel für diese beiden Blickwinkel ist der Aufbau eines strategischen, unternehmensweiten Identity Management Systems, der häufig von Enterprise Architekten gesteuert wird. Haben diese dabei ausschließlich das Unternehmen im Blick, wird das System vor allem kostengünstig und sicher im Sinne der IT-Sicherheit. Für die Kunden - und damit den Umsatz des Unternehmens - spielt aber auch eine gute Usability eine Rolle. Daher darf diese Blickrichtung nicht vernachlässigt werden!
Perspektiven
Eine Unternehmensarchitektur ist in erster Linie auf die langfristige strategische Perspektive ausgerichtet. Aber auch hier ist die agile Reaktion auf Veränderungen eine wichtige Kompetenz. Daher muss eine Enterprise Architektur auch die Projektperspektive berücksichtigen. Eine langfristige, nachhaltige Enterprise Architektur ist nutzlos, wenn sie nicht in der Lage ist, auch in kurzfristigen Situationen wie Projekten Umsatz und Gewinn zu ermöglichen. Die beiden Faktoren kurzfristiger Erfolg vs. langfristiger Erfolg müssen gegeneinander abgewogen werden. Es kann Situationen geben, in denen der erste Faktor dominiert, und andere, in denen der zweite Faktor wichtiger ist. Für ein nachhaltiges Unternehmen spielen beide Perspektiven eine wichtige Rolle.
Bausteine der Enterprise Architektur
Die Unternehmensarchitektur betrachtet ihre Bausteine aus der Vogelperspektive. Es geht weniger um die kleinen Details als um die großen Strukturen. Ziel der EA ist es, das Zusammenspiel zwischen IT-Strategie und Geschäftszielen zu verbessern, um die Effizienz, Agilität und Innovationsfähigkeit der Organisation zu steigern. Die Artefakte der Enterprise Architektur finden sich auf allen 4 Ebenen des Metamodell: Von der Business-Ebene über die Anwendungs-Ebene bis hin zur Daten- und Technologie-Ebene. Diese sind:
- Eine Business Capability Map, die die Fähigkeiten eines Unternehmens und die dafür notwendigen Anwendungen und Prozesse aufzeigt. Sie dient der strategischen Planung eines Unternehmens.
- Eine Bebauungsplanung, die zeigt, wie sich die einzelnen Ebenen entwickeln sollen, um den Geschäftszielen auch in Zukunft zu dienen.
- Ein Unternehmensdatenmodell, um zu wissen, welche Daten wo im Unternehmen verwendet werden.
- Eine Integrationsarchitektur, die zeigt wie die Daten im Unternehmen übertragen werden.
- Eine oder mehrere Prozesslandkarten, die die Geschäftsprozesse dokumentieren.
- Eine Produktportfoliolandkarte, die zeigt, welche Produkte ein Unternehmen anbietet und die Planung zukünftiger Produkte ermöglicht.
- Eventuell ein Technologieradar, der aufzeigt, welche neuen Technologien lang- und mittelfristig auf das Unternehmen zukommen und damit eine strategische Projekt- und Personalplanung ermöglicht.
- Metamodelle, die die oben genannten Modelle miteinander in Beziehung setzen.
- Gegebenenfalls weitere Modelle.
Mit Hilfe der Vogelperspektive verbindet die Unternehmensarchitektur verschiedene Sichten auf das Unternehmen und hilft, diese auf die strategischen Unternehmensziele auszurichten.
Viele Diagramme innerhalb einer Unternehmensarchitektur folgen keiner festgelegten Symbolik. Für bestimmte Aspekte können Archimate Diagramme erstellt werden. Dies ist jedoch eine Sprache von Unternehmensarchitekten für Unternehmensarchitekten und hat daher nur einen begrenzten Anwendungsbereich.
Die Kommunikation der Artefakte sollte immer zweigleisig erfolgen: Es muss sowohl übersichtliche Diagramme und Präsentationen für Entscheider als auch detaillierte Ausarbeitungen für Experten geben. Eine Unternehmensarchitektur muss beide Zielgruppen ansprechen.
Ökosystemarchitektur
Eine Ökosystemarchitektur (auch: Ecosystem Architecture) bedient sich der Werkzeuge und Methoden der Unternehmensarchitektur. Sie beschränkt sich jedoch nicht auf ein einzelnes Unternehmen, sondern modelliert vor allem das Zusammenwirken mehrerer Unternehmen innerhalb eines Unternehmensverbundes oder unternehmensübergreifend. Dies kann im Rahmen einzelner Projekte, aber auch für langfristige Kooperationen erfolgen.