Aufgaben eines Enterprise Architekten

 
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Als mich mein Neffe im Alter von 10 Jahren fragte, was ich beruflich mache, antwortete ich: Ich male Bilder von Computern. Das wollte er sofort später auch beruflich machen. Wenn er etwas älter ist, werde ich ihm etwas differenzierter erzählen, was die Aufgaben eines Enterprise Architekten sind. Grundsätzlich kann man diese entlang der Zeilen des EAM-Schachbretts aufteilen:

Das Enterprise Architektur Management mit den wesentlichen Disziplinen
Das Enterprise Architektur Management mit den wesentlichen Disziplinen

In diesem Sinne sind die Aufgaben in den 3 Dimensionen Strategie, Realisierung und Operatives angesiedelt. Die 3 Dimensionen betreffen unterschiedliche Fragestellungen und erfordern unterschiedliche Kompetenzen.

Strategische Aufgaben

Zu den strategischen Aufgaben von Enterprise Architekten gehört vor allem der intensive Dialog mit dem Top-Management eines Unternehmens oder eines IT-Bereichs. Zu Beginn und in regelmäßigen Abständen werden strategische Situationsanalysen durchgeführt, um den Reifegrad und die Positionierung einer IT-Organisation oder eines ganzen Unternehmens in Bezug auf IT und Digitalisierung zu ermitteln. Dabei werden häufig Schwachstellen aufgedeckt, wie z.B:

  • Eine zu komplexe Anwendungslandschaft
  • Inakzeptabel lange Projektlaufzeiten
  • Zu hohe Betriebskosten der IT-Systeme
  • Fehlende Fachkräfte für bestehende Expansionspläne
  • usw.

Die Aufgabe eines Unternehmensarchitekten ist es nun, aus der Situationsanalyse die richtigen Schlüsse zu ziehen und strategische Maßnahmen wie IT-Strategien oder Bebauungspläne zu entwickeln, die die gefundenen Schwachstellen kompensieren. Dies ist in der Regel nicht in wenigen Wochen zu bewerkstelligen, sondern nimmt mindestens mehrere Monate in Anspruch, bis erste Ergebnisse sichtbar werden.

Um diese Aufgaben zu erfüllen, muss der Unternehmensarchitekt in erster Linie ein Stratege sein. Er kann im Rahmen seiner realisierenden Aufgaben für die Umsetzung selbst verantwortlich sein oder diese von anderen Organisationseinheiten durchführen lassen. Aus den strategischen Maßnahmen ergeben sich typischerweise konkrete Programme oder Projekte, wie beispielsweise folgendes:

  • Einführung / Aufbau von  IT-Plattformen
  • Ablösung von Legacy-Anwendungen
  • Verbesserung der  Integration innerhalb des Unternehmens
  • Aufbau neuer Geschäftsmodelle getrieben durch IT
  • usw.

Realisierende Aufgaben

Realisierungsaufgaben beziehen sich entweder auf Steuerungsaufgaben innerhalb einer Organisation oder innerhalb eines Projektes. Die Funktion des Projektleiters nimmt ein Enterprise Architekt immer dann wahr, wenn es um die Umsetzung von strategisch wichtigen Programmen oder Projekten geht, die einen wesentlichen Beitrag zu strategischen Maßnahmen wie der IT-Strategie oder der Bebauungsplanung leisten.

Zu den Umsetzungsaufgaben gehört auch die Verantwortung für Architekturgremien, -gilden oder -teams, die die notwendige Governance für die organisationsweite Umsetzung der strategischen Vorgaben darstellen. Ein Unternehmensarchitekt ist somit je nach Aufbauorganisation des Unternehmens eine fachliche oder disziplinarische Führungskraft.

Neben den genannten Verantwortlichkeiten gehört auch die Tätigkeit als Product Owner zu den Aufgaben eines EA. Er ist einerseits Product Owner für die Anwendungen des  Enterprise Architektur Managements, wie z.B. das Application Portfolio Management oder das Prozess Management. Andererseits kann er aber auch die Verantwortung für die Integrationssysteme im Unternehmen übernehmen, da diese die großen Strukturen innerhalb einer Anwendungslandschaft bilden und somit unmittelbare Auswirkungen auf die Architektur haben.

Operative Aufgaben

Hinter den operativen Aufgaben eines Unternehmensarchitekten verbergen sich vor allem bürokratische und administrative Tätigkeiten. Dazu gehört beispielsweise die Pflege eines Anwendungs- oder Prozessportfolios. Auch der Aufbau und die Pflege eines Unternehmensdatenmodells sowie ggf. das Management von Schnittstellenverträgen gehören zu diesen Aufgaben.

Diese Tätigkeiten sind weitgehend routinemäßig und wiederholen sich regelmäßig. Sie sind daher ideale Kandidaten für die Automatisierung und sollten so weit wie möglich automatisiert werden. Der Enterprise Architekt schlüpft hier in die Rolle eines Bürokraten.

Fazit

Obwohl ein Enterprise Architekt kein Administrator, Softwarearchitekt, Softwareentwickler oder Sicherheitsspezialist ist, sollte er auch über Grundkenntnisse in diesen Bereichen verfügen. Denn die Unternehmensarchitektur muss die Bedürfnisse des IT-Betriebs und der IT-Sicherheit ebenso berücksichtigen wie die Kompetenzen und Fähigkeiten einer Softwareentwicklungsabteilung.

Es gibt nur sehr wenige Personen, die über dieses technische Wissen verfügen und darüber hinaus alle strategischen, realisierenden und operativen Aufgaben eines Unternehmensarchitekten gleichermaßen gut abdecken können. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen und niemand kann gleich gut Technologieexperte, Stratege, Projektmanager, Führungskraft, Product Owner und Bürokrat sein. Daher kann ein einziger Enterprise Architekt in einem Unternehmen nicht ausreichen, wenn alle drei Rollen vollständig abgedeckt werden müssen.